Einleitung

Liebe Grüsse aus Moskau – Cari saluti dalla Russia.
Wie viele Postkarten wurden wohl aus dem Zarenreich und der Sowietunion
in den letzten 100 Jahren mit dieser Schlusszeile versandt?
Medienkinder des Kalten Kriegs erinnert der Satz womöglich noch an den
James Bond-Streifen „Dalla Russia con amore“ mit Sean Connery (1963,
From Russia With Love). Die Ausstellung „ Cari saluti dalla Russia„
nimmt beide Gedanken auf:sie zeigt Postkarten aus Russland und lässt den
Besucher und die Besucherin eine einmalige fiktive Gedankenreise ins
Zarenreich um 1900 unternehmen. Gleichzeitig thematisiert die
Ausstellung gängige Stereotype, die über Russland vorherrschen: So
besteht das Land nicht nur aus Russinnen und Russen; es war und ist ein
Vielvölkerreich. Die Schreiberinnen und Schreiber der ausgestellten
Postkarten ahnten dies vielleicht. Wählten sie deshalb bewusst die
Vielfalt der Motive: die Kasachen vor ihrer Jurte? Oder das Bild des
Postboten in St. Petersburg, des Glasers in Bessarabien? Oder die
Ueberschwemmung Moskaus, die Bäuerinnen und Fischer an der Wolga, die
Oelfelder von Baku im Kaukasus, die Moschee in Samarkand?
Die Ausstellung konzentriert sich für einmal nicht nur auf das
„europäische“ Russland. Die Vielfalt des Landes und das Vielvölkerreich
selbst werden aus einer besonderen Perspektive dargestellt: der
zentralasiatischen und sibirischen. Motive waren einfache Bauern,
Strassenhändler, Bräute, aber auch der Zar und seine Familie. Die „Cari
saluti dalla Russia“ (Postkarten)nehmen die Besucherinnen und Besucher
mit in eine längst vergangene Zeit, sie lassen vom Reisen träumen und
fordern auf, allzubekannte Annahmen von Russland zu überdenken.
Die Ausstellungsräume der „Galleria Còrt du Leòn “in Astano
wurden derart gestaltet, dass auch auf begrenztem Raum die Grösse
Russlands zum Ausdruck kommen soll: In der „Sommerküche“befindet sich
der Ausgangspunkt – St. Petersburg – mit den Worten des Dichters
Alexander Puschkin: Das „Fenster nach Europa“. In St. Petersburg -
dessen Gründung 1703 eng mit dem Namen des Astaneser Architekten und
Städteplaners Domenico Trezzini (1670-1734) verbunden ist – stehen der
letzte Zar und seine Familie, Paläste, Denkmäler und auch die
Postkartensammler selbst im Mittelpunkt, während das alte Moskau von
Strassenszenen dominiert ist. Wegweiser und Tafeln führen die Besucher
dann in den Süden Russlands:
Der Wolga - Europas grösstem Fluss -entlang zu den Tataren und in den
Kaukasus, bevor die Reise über den Ural ostwärts nach Sibirien, dem Land
mit den zwei Gesichtern: dem der Freiheit von Steuern und adliger
Bevormundung, aber auch dem der zahlreichen Arbeitslager und
Verbannungsorte und der Unterdrückung durch die Zarenmacht.
Am Ende der Reise erwartet den Besucher das zarische Zentralasien mit
Postkarten aus Kasachstan, Turkestan, Usbekistan und Kirgisistan .
Entdecken Sie Russland, wie Sie es noch nie haben sehen können! |